Globalisierung


 

Was ist Globalisierung?
Mit dem Ausdruck „Globalisierung“ beschreiben manche die weltweit zunehmende gegenseitige Abhängigkeit von Menschen und Nationen. Dieser Prozess hat sich vor allem im vergangenen Jahrzehnt dramatisch beschleunigt, hauptsächlich aufgrund enormer technischer Fortschritte. In dieser Zeit wurden die trennend wirkenden Blöcke des Kalten Krieges praktisch aufgelöst, Handelsgrenzen fielen, die wichtigen Finanzmärkte der Welt wurden miteinander verknüpft und das Reisen wurde billiger und einfacher. Die fortschreitende weltweite Integration wirkte sich auf vielerlei Weise aus: so in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Umwelt. Leider können einige dieser Auswirkungen auch nachteilig sein. In dem von den Vereinten Nationen herausgegebenen Bericht über die menschliche Entwicklung 1999 wurde erklärt: „Die Existenzen der Menschen auf der ganzen Welt sind tiefer, intensiver und unvermittelter miteinander verknüpft als je zuvor. Dies eröffnet viele neue Chancen und mehr Macht für das Gut und das Böse“. Wie so viele menschliche Errungenschaften hat auch die Globalisierung sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite.

Welche Vorteile hat die Globalisierung?
Nach Ansicht von Amartya Sen, Nobelpreisträger für Wirtschaft, hat die Globalisierung „die Welt wissenschaftlich und kulturell bereichert; viele Völker haben von ihr auch materiell profitiert“. Im Bericht über die menschliche Entwicklung 1999 wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Globalisierung „enormes Potential für die Überwindung der Armut im 21. Jahrhundert“ schafft. Der Grund für diesen Optimismus besteht darin, dass sie bereits eine deutliche Zunahme des Wohlstands bewirkt hat. Beispielsweise hat sich das Einkommen einer Durchschnittsfamilie in den zurückliegenden 50 Jahren verdreifacht. Die wirtschaftliche Integration bietet laut einigen Analytikern einen weiteren Vorteil: Sie glauben, dadurch seien die Nationen stärker abgeneigt, Kriege zu führen. In seinem Buch Globalisierung verstehen macht Thomas L. Friedman folgende Wirkung der Globalisierung geltend: „Die Anreize, keinen Krieg zu führen, und die Kosten, wenn man in den Krieg zieht, sind um ein Vielfaches höher als je zuvor in der neueren Geschichte.“

Hat die Globalisierung keine Mängel?
„Wie die meisten Nachbarschaften ist auch die heutige globale Nachbarschaft alles andere als ideal; sie hat viele Mängel. Nicht alle Bewohner werden fair behandelt; nicht alle haben die gleichen Chancen. Millionen Menschen sind so sehr benachteiligt, dass sie nicht einmal auf den Gedanken kommen, Teil einer Nachbarschaft zu sein“ („OUR GLOBAL NEIGHBOURHOOD“).

Wo sind Probleme noch zu lösen?
Andere Sorgen haben mit dem Aufeinanderprallen von Kulturen und der Verbreitung materialistischer Wertvorstellungen zu tun. Der Austausch von Gedanken und Ideen ist ein wesentlicher Bestandteil der Globalisierung; nichts macht dies deutlicher als das Internet. Leider wird das Internet nicht nur für kulturelle oder geschäftliche Zwecke genutzt oder um nützliche Informationen anzubieten.

Welche Abhängigkeiten sind zu beachten?
Wenn die Globalisierung ein Erfolg werden soll, muss sie das für Arm und Reich gleichermaßen werden. Sie muss auch für Rechte sorgen, nicht nur für Reichtum. Sie darf den wirtschaftlichen Wohlstand und die moderne Kommunikation nicht auf Kosten sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit fördern (KOFI ANNAN, UN-GENERALSEKRETÄR).
WIE Kofi Annan betonte, müsste eine wirklich erfolgreiche Globalisierung das Leben aller Bewohner der globalen Nachbarschaft verbessern. Hinter diesem Ideal bleibt die Entwicklung der letzten Jahre allerdings unübersehbar zurück. Bisher konnten Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit bei weitem nicht mit dem technischen und materiellen Fortschritt Schritt halten.
„Die Durchsetzung globaler Interessen erfordert gemeinsames Handeln“, so Kofi Annan, „doch obwohl wir in einer globalisierten Welt leben, stecken die Mechanismen für gemeinsames Handeln noch in den Kinderschuhen.“

Fehlt es an Akzeptanz, Toleranz und Integration?
Globale Mechanismen zur Bewältigung globaler Probleme sind jedoch nicht alles, was erforderlich ist. Laut der Commission on Global Governance (Kommission für Weltordnungspolitik) benötigt die Welt zudem ethische Normen. „Ohne eine globale Ethik werden die Reibungen und Spannungen innerhalb der globalen Nachbarschaft zunehmen; ohne Führung werden selbst die besten Institutionen und Strategien scheitern“, so der Kommissionsbericht.
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